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"Erreger" Theaterbesuch der 10. Klassen Rezensionen von Rihanna Resch und Lea Kampf.
27.02.2024Schräge Wände und rote Kniestrümpfe
„Als Kind war ich nie krank“ doch nun ist der Trader mit seine traumatischen Erinnerungen und daraus hervorgehenden Wahnvorstellungen in Quarantäne eingesperrt.
Das 75 Minuten lange Sprechtheater „Erreger“ von Albert Ostermaier wurde am 01.02.2024 im Brandenburger Theater aufgeführt, der Monolog ohne Punkt und Komma verschafft einen Einblick in die Gedanken eines wahnsinnig gewordenen Börsentraders.
Der junge und skrupellose Trader befindet sich plötzlich alleine in einem Raum eingesperrt. Er hängt an einer schrägen Wand mit Löchern, die ihm Halt geben, aber nicht genug, immer wieder rutscht er die Wand herunter, während er von seiner traumatischen Kindheit und seinem Beruf als Börsentrader erzählt. Doch er schafft es sich gerade so zu retten und versucht wieder heraufzuklettern, er will nach oben und dies nicht nur an der Wand, sondern auch in seinem Leben. Durch die Erzählungen von seiner Kindheit wird klar, dass er weder in seiner Familie noch in der Schule das beliebteste Kind war. Er wurde gemobbt und gehänselt, das einzige, was ihm positiv in Erinnerung geblieben ist, dass er nie krank war, weil er immer die roten Kniestrümpfe seiner Schwester tragen musste. Da er damals keine Anerkennung bekommen hat, will er sie dafür jetzt umso mehr. Mehr Anerkennung, mehr Geld, mehr Erfolg. Deswegen dreht sich sein ganzes Leben um die Kursschwankungen an der Börse, die er alle in Sekunden im Kopf ausrechnen kann. In diesem Leben ist nicht viel Platz für seine Familie, seine Frau und Tochter. Er liebt sie auf seine verkorkste Weise aber im Laufe des Stückes wird immer klarer, dass er nicht nur den Hamster seiner Tochter umgebracht hat, sondern auch sie selbst und ihre Mutter. Diese konnte nämlich die krankhafte Obsession ihres Mannes mit seinem Beruf nicht nachvollziehen und auch nicht mehr unterstützen. Immer wieder versucht er seine Tat schönzureden, "Er hätte es sauber getan, so wie seine Frau es mochte“. Aber trotzdem plagen ihn die Erinnerungen an seine traumatischen Erlebnisse und immer wenn er kurz vor dem Ausrasten steht, ertönt ein fiepender Ton, wie ein Tinnitus. Er lässt ihn sich zusammenkrümmen und die Ohren halten, aber trotz dieser Unterbrechungen spricht er immer weiter, ohne Punkt und Komma, seine neurotischen Gedanken aus. Die Menge dessen, was er erzählt, macht es schwer alles zu verstehen. Zudem ist vieles aus dem Zusammenhang gerissen, da er immer wieder die Themen wechselt, aber das verstärkt den wahnsinnigen und Fiebertraum ähnlichen Eindruck.
Da das Stück traumatische Themen beinhaltet und schwer zu verstehen ist, würde ich es eher erwachsenen Personen empfehlen, die sich für Themen der Gesellschaft interessieren. Aber dennoch, auch wenn ich nicht zu diesen Personen gehöre, finde ich das Stück im Nachhinein doch interessant und eine spannende Abwechslung zu anderen Theaterstücken.
Ich denke, das Stück regt zum Überdenken unserer eigenen Ziele an und verdeutlicht die aktuellen Probleme unserer Gesellschaft.
Text: Rihanna Resch
Rezension "Erreger"
,,Ich bin einfallsreich, kreativ, jung, skrupellos, hoch motiviert, die Gesellschaft
kann es sich nicht leisten mich zu verlieren.“ – Trader
Spannend, originell, verwirrend und verrückt. Das sind wahrscheinlich die besten
Worte für das Stück ,,Erreger“. Wie man am Zitat unschwer erkennen kann, trotzt der
Protagonist in seinem einstündigen Monolog nur so vor Überheblichkeit. Und genau
dieser blasierten Persönlichkeit kann man 2024 im Brandenburger Theater seine
Aufmerksamkeit schenken. Diese Kombination aus Komödie und Thriller entstand
aufgrund eines gleichnamigen Buches von Albert Ostermaier.
Das Stück befasst sich mit der gesundheitlichen Psyche eines Börsentraders, und
der Frage wie real der Virus in seinem System eigentlich ist.
Mithilfe des sehr einfachen Bühnenbildes, eine Schräge mit vielen Löchern, ist
einfach die Zu- und wieder Abnahme seiner geistlichen Stabilität zu erkennen. Immer
wenn der Protagonist ganz unten war, schien er selbst seine geistige Labilität nicht
wahrzunehmen und machte verrückte Taten, wie zum Beispiel seine Hose einfach
auszuziehen. Aber auch im oberen Teil des Bühnenbilds verlor der Protagonist immer
mehr den Faden zwischen den Härten der Börse und den Schwierigkeiten des
wahren Lebens.
Oft sprach der Protagonist von seiner Familie und seiner Schulzeit und wie ihn das
zur Börse gebracht hat, doch ist dabei bedenklich, ob das nun etwas Gutes oder
Schlechtes ist, aber wie er selbst meint, die Börse und schon gar nicht die Welt kann
es sich leisten ihn zu verlieren. Solch eine arrogante Aussage, hält einem vor Augen,
dass der Trader offensichtlich von sich selbst sehr überzeugt ist und denkt er stehe
über sehr vielen anderen Menschen. Denn in der Börse kann ja nicht jeder arbeiten,
wie er in seiner Szenerie mit Bullen- und Bärenjagd verdeutlicht.
Das gesamte Stück wird durch seine auffällige Ausdrucksweise und sein zur Börse
passender Anzug unterstützt. Es zeigt den Leuten direkt, dass er hoch gebildet ist.
Das an die Gesellschaft gerichtete Stück, kann gut verstanden werden, auch wenn
vieles erst mit weiterem Kontext Sinn ergibt. Durch das recht offene Ende, bleibt die
Frage offen, was passiert jetzt mit dem Trader und ob er es doch noch schafft den
Virus in seinem System zu besiegen. Doch gibt es für Trader aus der Börse
überhaupt einen Weg zur Heilung oder ist er nun verdammt dazu, sein gesamtes
Leben diesen Virus in sich zu tragen.
Für Personen, die das Thema psychische Gesundheit interessiert, könnte ein Besuch
des Stückes nicht schlecht sein, denn man erfährt vieles über die Instabilität des
Traders und wie es dazu gekommen ist. Allerdings ist es abzuraten das Stück mit
kleineren Kindern zu besuchen, denn es ist teilweise sehr verstörend, was
verständlich ist, wenn man ein Leben am Limit führt.
Das Theaterstück hat seine Höhen und Tiefen, durch die einseitige Unterhaltung wird
das Stück sehr träge und man vermisst die Abwechslung eines anderen Charakters.
Auf der anderen Seite war das Stück sehr spannend, denn wie oft bekommt man
schon die Möglichkeit jemanden in einem so neurotischen Zustand zu sehen.
Text: Lea - Sophie Kampf
Fotos: Brandenburger Theater
Bild zur Meldung: "Erreger" Theaterbesuch der 10. Klassen Rezensionen von Rihanna Resch und Lea Kampf.
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