Seminarkurs im Austausch mit Zeitzeugen George Shefi
„Mit acht Jahren bin ich mit einem Kindertransport raus aus Deutschland. An dem Tag sah ich meine Mutter zum letzten Mal“, erinnert sich der Jude George Shefi, der den Schülern des 12. Klasse-Seminarkurses von Frau Webrink im Rahmen eines Seminars der Begegnungsstätte Schloss Gollwitz, eindrucksvoll seinen Lebensweg schildert. Ein Lebensweg, der erst durch ein grausames Regime, später durch Glück und viele Lebensweisheiten immer wieder seine Wendungen fand.
Schon am Vortag, dem Dienstag den 06.12.22., setzten sich die Teilnehmer des Seminars intensiv mit dem Leben Shefis auseinander. George Shefi, geboren 1931 in Berlin, floh mit nur acht Jahren vor dem Hitler Regime, mit einem sogenanten Kindertransport. Diese wurden vor allem von ausländischen christlichen Organisationen durchgeführt und holten jüdische Kinder per Zug aus dem deutschen Reich, um sie vor dem NS-Regime zu retten. So gelang Shefi, völlig auf sich gestellt, kurz vor Kriegsbeginn die Flucht nach Großbritannien, wo er bei entfernten Verwandten unterkam. Später ging es über Umwege nach Amerika. Dort besuchte er eine Schule, ging zur Marine und später unterschiedlichen Berufen nach. Viele Jahre später fand er seinen Vater wieder. Seine Mutter war schon zu Kriegszeiten in Auschwitz umgekommen. Heute lebt er mit seiner Familie in Israel, hat ein Buch geschrieben und erzählt gerne auf den unterschiedlichsten Seminaren von seinem Leben.
Nach dieser Vorbereitung auf das eigentliche Zeitzeugengespräch, wurden Schüler wie Lehrer im Schloss Gollwitz zum Abendessen verköstigt und ließen anschließend den Abend ausklingen. Für alle war der erste Tag des Seminars bereits sehr interessant, weil die Schüler schon ein gewisses Vorwissen mitbrachten, da sich der Seminarkurs im Allgemeinen mit dem Judentum und Antisemitismus beschäftigt.
Am nächsten Vormittag war es schließlich soweit. Schon zu Anfang des Gesprächs waren die Schüler überrascht wie locker und mit welcher Gelassenheit Shefi von seinen Erlebnissen berichtet. Sehr eindrucksvoll schilderte er seinen Lebensweg und gab immer wieder kurze Anekdoten und Geschichten preis. Und das immer mit einem Lächeln im Gesicht und einem Witz auf Lager. Auch für den individuellen Austausch war genügend Zeit, so dass sich Shefi interessiert und geduldig den zahlreichen Fragen der Schüler stellte. Fragen über sein Leben, wie er zum Antisemitismus steht und seine Heimat Israel. Zum Abschied hieß es dann von Shefi ganz in seinem Sinne: „Enjoy life! Und seid immer hilfsbereit!“. Eine seiner vielen Lebensweisheiten, die er den Schülern mit auf den Weg gab. Für alle war es sehr lehrreich und beindruckend, wie simpel und doch vorbildlich er mit der Vergangenheit umgeht: Sich bewusst werden, was war. Daraus lernen. Und dann nach vorne schauen.
Victor Chemnitzer
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