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Jugendaustausch mit Ra'anana

10.09.2024

Wie es alljährlich Tradition ist, wurde die Begegnungsstätte Schloss Gollwitz erneut Kulisse des

Jugendaustausches mit der israelischen Stadt Ra'anana, nahe Tel Aviv. 10 Tage im August wurden für dieses Projekt eingeräumt, welche die 13 Jugendlichen aus Israel samt Betreuerinnen und Betreuern in der Begegnungsstätte verbrachten. Mit dabei war selbstverständlich die deutsche "Delegation", die dieses Jahr zwar nur aus vier Personen bestand, jedoch trotzdem versuchte, einen Eindruck von der deutschen Jugend an die Israelis zu vermitteln.

Am Morgen des 15. August war es so weit und das Projekt startete endlich. Nun hieß es, gespannt auf die unbekannten Gesichter zu warten, die schon bald aus dem Reisebus nach einer langen Nacht der Anreise aussteigen sollten. Gerade angekommen, wurde zu Mittag gegessen und die ersten flüchtigen Worte huschten über unsere Lippen. Aus dieser noch ungewohnten sozialen Gruppe sollte schon bald fast etwas wie eine zweite Familie entstehen. Schnell waren wir in Gespräche vertieft und lernten völlig Neues kennen. Zunächst beschäftigten wir uns selbstverständlich mit Spielen zum Teambuilding und näherem Kennenlernen.

Das Schloss und sein anliegender Park boten von Anfang an eine wundervolle Umgebung und

machten die Atmosphäre perfekt. Es bestand die Möglichkeit, verschiedene Sportarten zu

praktizieren, oder einfach einmal einen entspannten Spaziergang durch die Natur zu unternehmen, für alle war etwas dabei.

Nach einer entspannten Kennenlernphase ging es dann richtig los, wir gingen in einem Workshop

auf die Spuren von Marga Goren-Gotthelf, einer in den 1930er Jahren in Brandenburg lebenden

Jüdin. Anschließend ging es dann in die Innenstadt von Brandenburg, um auf einer energiegeladen Tour durch die Stadt möglichst viele Waldmöpse zu entdecken. Am folgenden Tag begaben wir uns aufs Wasser, gemeinsam fuhren wir Kajak, glücklicherweise knapp ohne zu kentern, und gingen Bowlen.

Zwischendrin gab es immer die Chance für lockere Gespräche, die uns unsere beiden Länder und

Kulturen näherzubringen vermochten. Die Sprachbarriere stellte dabei kein großes Problem dar,

Englisch ging immer, auch wenn es sich manchmal beim Gesprochenen um einen diffusen Mix aus Englisch, Deutsch, Spanisch, Hebräisch und Französisch handelte.

In den darauffolgenden Tagen ging es in die Städte Berlin, Potsdam und Brandenburg an der Havel, wo wir alle Highlights von Brandenburger Tor, Bundestag bis Checkpoint Charlie, beziehungsweise das Neue Palais und das Schloss Sanssouci sahen. Shopping musste natürlich immer sein, da es "schließlich in Deutschland so günstig ist", wie die Israelis immer beteuerten. Häufig waren unsere Ausflüge auch mit Israel und dem Judentum verknüpft, so besichtigen wir unter anderem das Holocaust-Mahnmal in Berlin. In Brandenburg wurden wir, unter anderem von Frau Webrink und Frau Görlitz, bei einer Stadtrallye begleitet, die auch uns Brandenburgern neue Denkanstöße verliehen hat. Nach anstrengenden Tagen außerhalb bot das Schloss Gollwitz immer einen guten Rückzugs- sowie Freizeitort und auch das Essen hat immer überzeugt.

Die anschließenden zwei Tage verbrachten wir in an der Technischen Hochschule und dem Club am Trauerberg (CAT), wo wir bei besten Wetterbedingungen unseren liebsten Freizeitaktivitäten gemeinsam nachgehen konnten. Der Austausch neigte sich schon langsam dem Ende zu, doch am letzten vollen Tag, dem 24.08., gab es noch einen wichtigen Ort zu sehen, der eine bedeutende Rolle, insbesondere für die Geschichte der Israelis spielt: das Konzentrationslager Sachsenhausen.

Ein trauriger Fakt ist, dass dies der einzige Ort ist, an dem sich die Israelis stolz als das offenbaren konnten, was sie waren. Die ganze Reise lang mussten sie sich verstecken, durften nichts zeigen, was man mit ihrem jüdischen Glauben und ihrem Staat Israel in Verbindung setzen könnte. Absurd schien es uns, dass vor jeder Busfahrt das Fahrzeug auf Bombengefahr überprüft werden musste.

Doch das ist die traurige Realität. Im KZ führte uns ein Guide durch das ehemalige Häftlingslager,

bis zur "Station Z", wie die Vernichtungsstelle genannt wurde. Dort hielt die israelische Delegation

eine Zeremonie ab, die für uns alle ergreifend war. Anschließend zündeten wir gemeinsam Kerzen an, Deutsche und Israelis, Hand in Hand. Auf schreckliche Weise vereint durch ein furchtbares Kapitel der Geschichte und nun zusammen dort, als Freunde.

In der folgenden Nacht hieß es dann schon Abschied nehmen, 10 Tage waren vorbei. Niemand hat wohl in dieser Nacht mehr als drei Stunden geschlafen. Am frühen Morgen fuhren die Israelis

davon, nachdem die ein oder andere Träne vergossen wurde. Ein tolles Erlebnis, das wir nie

vergessen werden, war vollendet.

Ein großer Dank geht an alle Beteiligten, die diese Erfahrung möglich gemacht haben, die

Angestellten im Schloss Gollwitz, alle Freiwilligen, sowie unsere Lehrkräfte Frau Webrink und

Frau Görlitz.

 

Albert Wlodarski im Namen der deutschen Delegation

 

Bild zur Meldung: Jugendaustausch mit Ra'anana

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Ra'anana 2024 (10.09.2024)